Zu den in automobilen Klassikern leider oft anzutreffenden Stilsünden zählen moderne Digitalradios, womöglich noch mit monströsen Lautsprechern in Hutablagen oder gar Türverkleidungen, die damit unwiederbringlich „gelocht“ sind.
Dabei kam „Sound“ im Auto überhaupt erst ab Ende der 70er Jahre auf. Und bis die ab Werk angebotenen Radiosysteme halbwegs so etwas wie „Klanggenuss“ boten, dauerte es nochmals zehn weitere Jahre. Doch Features wie analoger „ARI“ Verkehrsfunk, Kassette oder CD sind mittlerweile schon wieder von gestern. Das zeigt, wie schnelllebig die mobile Kommunikationstechnik ist. Heute hat man alles, was man braucht, restlos auf dem Smartphone: Musik, Telefonie, Navigations- und Internet-gestützte Funktionen. Diese sind in modernen Autos über Touchscreens, Sprach- oder sogar Gestensteuerung komfortabel und sicher zugänglich. Doch die Nachrüstung solch eines Systems in einem Klassiker käme einem massiven Kollateralschaden gleich. Selbst die heute angebotenen Nachrüstautoradios im Retro-Design vermögen in einem klassischen Armaturenbrett formal oft nur bedingt zu überzeugen – in Einzelfällen vielleicht einmal abgesehen von dem teuren, aber empfängerseitig überragenden Becker „Retro-Mexico“.
Bild: Retro-Mexico von Becker im Porsche 911 T Bj. 1971
Indessen zeigt die Erfahrung am Klassikermarkt, dass Originalität langfristig die längsten Beine hat. Und die originalen Dampfradios empfangen und klingen gar nicht so schlecht, solange man nur ein bisschen Nachrichten oder Hintergrundmusik will. Da reicht die werkseitige Monobeschallung von einst völlig aus. Richtig ist nur, dass sich die Trennschärfe der analog abgestimmter Altradios in der heutigen Senderdichte schwer tut. Und UKW-Frequenzdiversity oder gar DAB gibt es natürlich auch nicht. Deshalb muss man auf Überlandfahrten öfters mal von Hand einen neuen Sender einstellen. Doch ist dieser Bedienvorgang in einem klassischen Auto nicht authentisch? Dort verlangen wir ja auch sonst keine Fahrerassistenzen.
Bild: Original 60er Blaupunkt im Triumph TR250 Bj. 1969
Was nun eigene Musikkonserven im Auto betrifft, gibt es heute eine genial einfache Lösung: Portable, drahtlose Bluetooth-Lautsprecher:
Bild: Original 70er Blaupunkt im BMW CSi, darunter Bose Mini
Geräte wie der hier in einem BMW CS-Coupé gezeigte, superkompakte „Bose Mini“ kosten um die 200 € und passen entweder in die Ablage der Mittelkonsole oder den Beifahrerfußraum (man sollte nur dafür sorgen, dass der Soundblaster dort nicht haltlos herumrutscht). Wer mehr Klanggewalt will, kann natürlich auch ein größeres Gerät nehmen – z. B. von Lautsprecher Teufel. Eine Akkuladung reicht in der Regel für gute sechs Stunden Musik. Außerdem überträgt Bluetooth nicht nur den „Musicstream“, sondern auch den Telefon-Ton vom Smartphone. Wenn es nicht allzu weg liegt, lässt sich so „handsfree“ telefonieren.
Und das Beste daran: Das Originalradio mit seinem Originallautsprecher kann dort bleiben, wo es hingehört. Damit der klassische Stil gewahrt bleibt.
Dieser Beitrag wurde mir freundlicherweise von Marcus Klippgen, Hamburg zur Verfügung gestellt.
Bilder: Marcus Klippgen, Katia Grosjean, Titelbild Fotolia ©sirikornt
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