Letzte Woche telefonierte ich länger – kurz geht hier nicht – mit unserem Freund Uwe aus Hamburg. Wir kamen wie meistens vom hundertsten zum tausendstel und er erzählte mir von seiner großen Vorfreude, in wenigen Tagen endlich sein neues Baby abholen zu können. Das Baby hat selbstverständlich vier Räder, ist Rot und hat ziemlich viel Dampf unter der Haube 😅
Neugierig geworden, erzählte er mir ein wenig mehr über die Vorgeschichte und die Stolpersteine bei diesem Kauf. Schon interessant muss ich sagen auch wenn ich selbst sicher nie in die Verlegenheit kommen werde es auszuprobieren. Eine schöne Geschichte jedenfalls die ich hier gerne mit Uwes Worten wiedergeben möchte:
Wie kommt man eigentlich zu einem neuen Ferrari Uwe?
Nach meinem Ferrari 458 Spider und dem noch in meinem Besitz befindlichen 488 Spider wollte Ferrari mir gern einen Ferrari 488 Challenge verkaufen. Der ist vergleichbar mit einem Cup Porsche, also ein reines Rennauto ohne Straßenzulassung. Die hatten mitbekommen, dass ich ein wenig im Motorsport unterwegs bin. Ich bin dann den Challenge das erste Mal in Varano (Italien) auf der Rennstrecke im März 2017 gefahren und habe ihn klasse gefunden. Ich war aber doch zögerlich mit einem Kauf, was sollte ich mit einem weiteren Rennauto und das für so viel Kohle.
Dann ein zweiter Versuch von Ferrari im April 2018. Diesmal auf dem Hockenheimring. Bin dort seltsamerweise nie Rundstrecke gefahren und kannte das Auto eigentlich auch nicht wirklich. Bin aber super damit zurecht gekommen und bin zudem auf Anhieb ziemlich schnelle Rundenzeiten gefahren. Beeindruckendes, geiles Auto, dazu zuverlässig und tot schick aus allen Blickwinkeln. Aber an meinen Bedenken hatte sich letztendlich nichts geändert.
Zwischenzeitlich hatte Ferrari nämlich den 488 Pista rausgebracht. Eine Sportversion von normalen Ferrari 488 GTB Coupe. 720 PS, also 50 PS mehr als die Basis, gut 100kg leichter und das mit Straßenzulassung.
Den wollte ich haben!
Dummerweise waren die sofort ausverkauft und ich war nicht dabei. Da half auch bitten und betteln nichts, aber ich wollte nicht noch einen zusätzlichen Ferrari bestellen um doch noch in die Verlosung zu kommen. Ohne jemals vorher einen Neuwagen bei Ferrari gekauft zu haben, geht da ohnehin nichts. Übrigens eine gängige Sitte bei den Premium-Marken, wenn man an Sondermodelle rankommen will.
2018 kam dan deine Chance?
Ja, Ende August 2018 rief der für mich zuständige Ferrari-Verkäufer an einem Freitagnachmittag an, zufällig als ich mich gerade bei einem guten Bekannten über die Verkaufspraktiken ausgelassen hatte. Eine Baugruppe vom Pista war zufällig frei geworden und ich musste mich sofort entscheiden. Immerhin sollte ich den zum Listenpreis bekommen. Natürlich keine Rabatte, aber auch keinen Aufpreis.
Ich habe dann gleich am nächsten Tage unterschrieben und mich gefreut wie Bolle.
Und dann kam das lange Warten und die große Vorfreude?
Unverbindlicher Liefertermin 3. bis 4. Quartal 2019. Leider ca. 12 Monate Lieferzeit, aber immerhin gab es überhaupt einen. Dann gab es Verzögerungen und zu allem Überfluss auch noch Corona ab März 2020. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass der Pista überhaupt noch gefertigt wird, war doch schon im Frühjahr 2019 das Nachfolgemodell F8 Tributo herausgekommen. Vielleicht gab es gar keine Karosserien vom „alten“ Modell mehr.
Dann kam im August 2020 der erlösende Anruf- mein Auto hatte nun eine Fahrgestellnummer. Der Bau ging also los. Immerhin vergibt Ferrari die Fahrgestellnummern fortlaufend. Das bedeutet in meinem Fall, dass mein Auto eine deutlich jüngere Fahrgestellnummer hat als viele F8 Tributo. Also hat er eine 2020er Fahrgestellnummer und nicht etwa eine aus Frühjahr 2019. Zudem dürfte er einer der Letzen seiner Art sein.
Bei Ferrari läuft scheinbar alles ein wenig anders
Ja, das ist bei Ferrari eben anders. Da wird alles gebaut was bestellt wurde. So etwas geht eben nur bei kleineren Herstellern. Ferrari hat in 72 Jahren übrigens nur 260.000 Autos gebaut (über alle Modelle). Das sind im Schnitt nur 3.611 Stück pro Jahr. Mittlerweile fertigen die aber ca. 10.000 Stück im Jahr, was auch keine so gigantische Zahl ist, wenn man sich mal Porsche im Vergleich anschaut. Die haben im vergleichbaren Zeitraum allein vom 911er eine Million Stück gebaut. Ein Ferrari ist und bleibt ein seltenes Fahrzeug 😊
Nett ist das Online-Portal “myFerrari” um die Wartezeit zu versüßen
Als keines Gimmick hat mich Ferrari jetzt im Oktober angeschrieben und mir mitgeteilt, dass es ein erstes Werksfoto von meinem Pista auf der Produktionslinie gibt. Schnell online ein Konto bei „myFerrari“ angelegt und Foto runtergeladen. Erst dachte ich, das ist nur irgendein 488 Coupe, aber weit gefehlt. Es ist tatsächlich „meiner“.
Habe bei der Gelegenheit auch Fotos von meinem aktuellen 488 Spider entdeckt, von denen ich gar nichts wusste. Einfach ein netter Kundenservice, wie ich finde. Gibt gute Laune und erhöht die Spannung. Nun ist er fertig gestellt, fehlt noch Endkontrolle und Lieferung nach Hamburg. Übergabe wird wohl Ende Oktober werden.
Ich werde ihn dann erst im neuen Jahr in Betrieb nehmen, denke ich. Es ist nun mal kein Winterauto…
Am Freitag den 23. Oktober war es dann endlich soweit und Uwe konnte seinen neuen Liebling endlich bei Ferrari abholen 👍 Ich bin ja eigentlich kein großer Fan moderner Automobile aber der würde mir auch gefallen 😎
Ich habe den Nachhauseweg etwas ausgedehnt und gleich eine schöne Tour um Hamburg herum gemacht. Wetter hat auch gepasst und ich konnte den Boliden gleich artgerecht bewegen. Was für ein Vergnügen!
Ich habe den Pista vorher nicht live anschauen können da es ihn in keinem Laden gab. Man entdeckt Unmengen schöner, liebevoller Details, egal wohin man schaut. Allein der Motorraum- ein absoluter Leckerbissen. Dafür mussten allerdings viele Carbone sterben…
Danke Uwe für deine kleine Ferrari Pista Geschichte… und was sind schon 2 Jahre wenn man bedenkt, dass so manch einer 10 Jahre auf seinen Trabbi gewartet hat 😂
Uwe,
wie immer einmalig.
Katja, schöner und interessanter Bericht.