Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen Dietmar Finger kennenzulernen… ich kaufte ihm damals eine alte Ampelanlage für unsere Werkstatt ab. Bei einem gut gekühltem Pils kamen wir weiter ins Gespräch und Dietmar plauderte von seinem Hobby.

Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt um ihn und seine Beweggründe kennenzulernen.

Klassikstadt 15.Sept 13 06medLieber Dietmar kannst Du uns ein wenig über Dich erzählen?
” Ja selbstverständlich gerne! In meinem Alter darf man den Jahrgang ja schon wieder verraten, auch wenn man aus dem Jahrgang 1962 noch kein Oldtimer, aber auch kein Youngtimer mehr ist. Klassiker bin ich auch keiner, die mag und male ich.

Mein beruflicher Werdegang startet wohl mit einer Ausbildung zum Werkzeugmacher bei der ADAM OPEL AG in Rüsselsheim. Ich war schon seit jeher ein eher praktisch veranlagter Mensch und so bedurfte es nicht viel väterlicher Überredungskunst mich zu dieser Lehre “bei einem sicheren Arbeitgeber” zu bewegen. Schon bald sah ich aber meine berufliche Zukunft dort, wo mehr Ästhetik im Spiel war und ich meine Kreativität ausleben konnte. Als Industrie- bzw. Produktdesigner hatte ich nach meinem Diplom an der FH Darmstadt die Wahl zwischen Angeboten von FROGDESIGN, damals dem Produktdesignteam schlechthin, und in jenem des Motorrad-Designteams von HONDA R&D EUROPE zu wählen. Da Motorräder in meinen Augen weit emotionaler sind (und besseren Sound herüberbringen) als Computer, Staubsauger und Badarmaturen und mich die japanische Kultur ungemein interessierte entschied ich mich für HONDA. Für einen jungen Designer eine Traumanstellung, die neben spannenden Projekten auch viele schöne Geschäftsreisen ins europäische Ausland und nach Japan mit sich brachte. Leider fand die Serienentwicklung in Japan statt, womit ich nicht die interessante Erfahrung machen konnte ein Motorrad von der Idee über die Skizze und das Modell bis in die Werkzeuge begleiten und betreuen konnte. Dies konnte ich bei BMW MOTORRAD intensiv leben, wohin es mich nach nur etwa 4 1/2 Jahre bei HONDA zog. Eines meiner wichtigsten Projekte dort war die R1200 C Cruiser, die sich sogar in einer Ausstellung des Guggenheim Museums fand. BMW MOTORRAD hat, als James Bond auf dem Bike unterwegs war, ein ganzes Kino gemietet, um den Film anzuschauen.”

Wie ging Deine Design-Karriere dann weiter?
Aus familiären Gründen musste ich meine geliebte Marke BMW nach 5 Jahren verlassen. Nach einem Intermezzo bei MAZDA in Oberursel, wo ich auf die gleiche Problematik wie bei HONDA traf, fand ich mich 1997 bei OPEL wieder. Während meiner Zeit bei OPEL / GM hatte ich das Glück an zwei SAAB-Projekten arbeiten zu dürfen. Als Erinnerung an einen Sommer in Schweden brachte ich einen alten 69er Saab 96 mit, den inzwischen mein Sohn begeistert bewegt. Die Sachlichkeit des Designs bei VOLKSWAGEN und die Aussicht an Klassikern wie den T-Modellen beitragen zu können bewegte mich 2013, nachdem ich, wie soll ich sagen, familiär wieder unabhängiger geworden war, zu VOLKSWAGEN NUTZFAHRZEUG zu wechseln, wo der Schwerpunkt meiner Arbeit aus der Umsetzung von Designentwürfen in die Serienreife besteht. Die Arbeit bei diversen Herstellern hat mich in viele Länder dieser Welt geführt und mich die verschiedensten Kulturen und Arbeitsweisen kennenlernen und viele wertvolle Freunde finden lassen, wofür ich sehr dankbar bin.

Dons visit crop

Wann und wodurch bist du auf die Idee gekommen in deiner Freizeit zu malen?
Gemalt und gezeichnet habe ich wohl schon immer. Die Bewerbungsmappe an der FH war kein Problem, als Student gab ich dort Zeichenkurse. Nach Jahren in der Designmaschinerie und einer immer stärkeren Einbindung in organisatorische Aufgaben entschloss ich mich vor etwa 10 Jahren dazu etwas gegen den Frust zu tun und begann klassische Automobile zu malen. Nach der Trennung von meiner Frau zog ich in eine Loft-artige Souterrain-Wohnung, die mein Sohn immer den “Autokeller” nannte. Zusammen mit der Hausnummer wurde dies der Name meiner ersten website, www.Autokeller28.de.  Außer dem Badezimmer und einem kleinen Abstellraum spielte sich alles in einem Zimmer ab. Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Atelier in einem Raum. Neben Vitrinen mit Automodellen, einer neuwertigen 1100er Suzuki Katana fanden sich dort diverse Leuchtreklamen, Auto- und Motorradteile – in echter “Boys Room”. Vom Bett aus konnte ich noch einen Blick auf das in Arbeit befindliche Bild werfen.

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Per Mundpropaganda kam ich zu einigen Auftragsarbeiten, eine Ausstellung in der Klassikstadt Frankfurt ermöglichte es mir mich einem größeren Publikum zu präsentieren. Auch war ich zwei Jahre in einer Online-Gallery vertreten.

Was ist dein Anspruch an deine Bilder und was macht dich in diesem Zusammenhang glücklich?
Mein Anspruch an meine Bilder ist nicht einfach zu beschreiben. Vor allen Dingen müssen sie als gemalte Bilder zu erkennen sein. Warum fotorealistisch malen, wenn ich mir dann auch ein Foto an die Wand hängen könnte? Ich kenne Künstler, die ein Foto auf die Leinwand projizieren, um so die wichtigsten Konturen auf das Format zu übertragen. Ich tue dies lieber manuell, auch wenn ich so oft schon mehrere Stunden für die Vorzeichnung benötige. Letztendlich ist ein mundgeblasenes Glas auch nicht perfekt. Aber macht es das nicht aus? Ein gemaltes Bild kann gerne, nein “soll” auch die Interpretation der Wirklichkeit sein. Ich versuche stetig mich ein wenig weiter von der Realität zu entfernen, der Phantasie des Betrachters mehr Raum zu lassen. Bilder sollten auch nach langem Betrachten nicht langweilig werden, ebenso wie Musik und Menschen. Erst Akzente und Überraschungen machen die Dinge interessant. Oft ist etwas was auf den ersten Blick gefällt schon bald uninteressant. Sofern ich nicht an einer Auftragsarbeit male und möglichst die Vorstellung des Kunden umsetze, male ich in erster Linie für mich. Das lässt mir den Freiraum, den ich bei meiner Leidenschaft suche.

Glücklich bin ich, wenn ich sehe, dass sich das Bild in die richtige Richtung entwickelt und wenn ich letztendlich den richtigen Moment für den Absprung gefunden habe. Glücklich macht es mich natürlich auch wenn meine Bilder ansprechen und den Betrachter fesseln. Überraschenderweise macht es mich nicht nur froh wenn ich ein Bild verkaufe, sondern bei besonderen Bildern auch ein wenig traurig. Gerade kürzlich entschied sich ein Käufer für ein Bild welches mir sehr wertvoll war. Aber ich weiß, es ging in gute Hände….

Stell uns bitte die unterschiedlichen Bereiche und Stile Deiner arbeiten vor
Fast alle meiner Autobilder sind mit recht pastösen Acrylfarben gemalt. Diese Farben haben u.a. den Vorteil nicht so stark zu riechen wie Ölfarbe. Hingegen sind sie nicht so “einfach” zu vermalen, da sie schnell trocknen. Jede Medaille hat seine Seiten. Natürlich begeistern und faszinieren mich nicht nur schöne Autos. So bin ich dabei bei meinen Landschaftsbildern in Acryl über Experimente eine Technik zu entwickeln, die ich demnächst bei einem “automotiven” Motiv einsetzen möchte. Auch bringen mich die Portrait- und die Aquarellmalerei immer wieder auf neue Gedanken. Tatsächlich habe ich im letzten Jahr kein einziges Auto gemalt. Es war die Zeit für Aquarelle, insbesondre von Landschaften der Insel Islay vor der schottischen Westküste, wo ich mich so oft wie möglich aufhalte und auch Kurse gebe. Auch nutze ich kurze Ausflüge um Impressionen in meinem Skizzenbuch festzuhalten. Eine wunderbare Art die Zeit und die Welt um einen herum zu vergessen!

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Nach Jahren der Begeisterung ist das Fotografieren inzwischen mehr Mittel zum Zweck. Nach mehreren Reisen zur Mille Miglia und zu anderen Klassik-Events habe ich so viele Fotos geschossen, dass heute meine kleine Kompakte reicht, um schöne Szenen und besondere Perspektiven festzuhalten, die ich (irgendwann einmal) in meinen Bildern interpretieren werde.

Auf meiner website und auf facebook (auch da gibt es fingerpainting.de) poste ich hin und wieder WIP-Fotos, um das Entstehen von Bildern zu dokumentieren und zu erklären. Vielleicht motiviert dies ja Andere etwas ähnliches zu versuchen. Auf facebook gibt es ein Album “Still Wet”, in dem sich Fotos von Effekten finden, die sich mehr oder weniger unkontrolliert beim Malen entwickeln. Eine äußerst spannende Sache!

Vielen Dank lieber Dietmar für dieses tolle Interview! Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß und kann mir sehr gut vorstellen eines meiner Lieblingsmotive von Dir interpretieren zu lassen. Wir hatten ja bereits eins im Auge 😉

Falls Ihr Interesse habt, findet Ihr alle Infos und Kontaktdaten auf der Webseite.

 

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