Der im Januar 1976 präsentierte W 123: Neuer Stern auf großer Fahrt

Der neue Einstiegs-Mercedes mit der internen Bezeichnung W 123 löst ab 1975 einen erfolgreichen Vorgänger ab, den bewährten Strich8 oder auch W 114/ W 115. Subjektiv schwingt im Markennamen höchste Ingenieurskunst mit, nicht selten glänzen gestern wie heute die Augen eines Besitzers vor Stolz. Allerdings muss der sich den Erwerb auch erst einmal verdienen – damals nicht nur wegen der hohen Neuwagen-Preise und bisweilen durch Geduld: Der Nachfolger des Strich8-Mercedes verkauft sich ausgesprochen gut, es gibt erstaunlich lange Lieferfristen.  Als Gebrauchter erweist er sich als wertstabil und als Oldtimer wird er geliebt.

Für die Entwicklung als Automobilhersteller ist der rund 2,7 Millionen Mal gebaute W 123 ein extrem wichtiges Modell und ein Meilenstein für das Renommée der Marke. Aber es sind keine einfachen Zeiten: Die 1970er-Jahre sind verbunden mit der sogenannten Ölkrise. Die unverwüstlichen Dieselmotoren bei Mercedes laufen sparsam, wenn auch etwas lendenlahm. Den Benziner-Benzen ist nichts Schlechtes nachzusagen.

 

Der W 123 bietet in allen Varianten Sicherheit nach State-of-the-Art

Unfallversuch: Hochgeschwindigkeitsaufnahme in der Phase 1 eines Kollisionsversuchs mit einer Limousine der Mercedes-Benz Baureihe W 123 (1975 bis 1985). 

Unabhängig von der Motorisierung bietet der W 123 in allen Varianten Sicherheit nach State-of-the-Art. Hinsichtlich der Unfallforschung und -sicherheit ist wohl kaum ein anderer Großserienhersteller erfahrener und weiter vorn. Aber in der Zeit erwachsen dem sicheren, seriösen Mercedes zunehmend Wettbewerber, die entweder viel günstiger oder fahraktiver sind oder auch weniger konservativ auftreten. Die Taxifahrer schwören dennoch beim Klang der wie Tresortüren zuschnappenden Einstiegsluken weiterhin auf ihren Benz – und das gilt für die Baureihe bis heute.

 

Klein und Groß: Die Mercedes-Benz Baureihe V 123 hatte einen um 63 Zentimeter längeren Radstand (3,43 Meter) als die Limousine W 123 (2,80 Meter).

Variabilität feiert für Mercedes mit dem W 123-Kombi Premiere, und die Versionen mit verlängertem Radstand machten weiter ihren Weg neben dem gelungenem, eleganten Coupé-Ableger. Selbst Jahrzehnte nach der Premiere wirkt der W 123 wie ein Monument des Automobilbaus mit Prestige bis in den letzten Winkel der dritten Welt. Ehre, wem Ehre gebührt.

“Wenn ich Mercedes fahren will nehme ich mir ein Taxi!”, sagen Einige trotz des Wissens um die Qualitäten des wohl letzten Mercedes mit verchromten Stoßstangen.  Kann man so sehen, muss man aber nicht!

Wer mehr über diese bewundernswert soliden und sorgfältig konstruierten Fahrzeuge wissen möchte, könnte zum kompakten Buch “Mercedes-Benz W 123” greifen, das im Frühjahr in der Reihe “Bewegte Zeiten” bei Delius Klasing erschienen ist. Mit 18 Euro ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis (ISBN 978-3-667-11965-0).

 

Neben der Würdigung der wichtigsten Protagonisten aus der Anfangszeit von Benz und Daimler erfahren die Leser*innen ebenfalls von der konsequenten Arbeit bei Mercedes zum Thema Sicherheit. Auch die Vorgänger des W 114/115 werden beleuchtet, bevor es zum Kern kommt und Limousine, Coupé und Kombi beschrieben werden. Die Fakten der Werksaussagen über die Modellfamilie ergänzen weitere Kapitel. So zitiert der Autor die Aussagen aus einem zeitgenössischen Test, analysiert die Stärken und Schwächen als Gebrauchtwagen und liefert die wichtigsten Informationen über die Baureihe als heute geschätzter Oldtimer. Dabei fehlen natürlich auch die wichtigsten technischen Daten aller Modellvarianten nicht.

 

 

 

 


Bilder, Copyright Daimler