Gastbeitrag von Jürgen Renardy, Aachen:

ProtoChampSeries…..zum Zweiten

… naja, für mich zumindest, immerhin existiert diese Veranstaltungsserie bereits seit zehn Jahren und Gründungsmitglieder fahren z.T. auch heute noch mit im Kreis herum. Wie schon in meinem Zandvoortbericht angekündigt sollte mal etwas im westlicheren Landesteil stattfinden/organisiert werden, und siehe da, Gert schaffte es innerhalb sagenhaft kurzer drei Wochen den ehemaligen Bundeswehrflugplatz Pferdsfeld mitten in der Hunsrück”walachei” für Samstag den 5. Mai zu reservieren. Sehr hilfreich, der aktuelle Betreiber dieser weitläufigen Anlage Triwo-AG – insbesondere vertreten durch deren Geschäftsführer Marco Krohn – war äußerst angetan von der Idee da mal was mit schnellen historischen Sport- und Rennwagen zu veranstalten. Ansonsten wird diese ex-Start- und Landebahn an Automobilhersteller und deren Zulieferer zu Testzwecken vermietet.

Ok, mitmachen, sind ja nur gut 200km von Aachen. Vorbereitungen null (außer den Winterdreck seit Zandvoort runterwaschen), Gepäck für zwei Nächte im Hotel Leo’s Ruh (das seinem Namen alle Ehre machte) plus Helm auf die Rücksitzbank und mittags ab auf die A4/A61 Richtung Bad Kreuznach, bei strahlendem Sonnenschein sprich natürlich offen.

Kurz vorm Zielort Waldböckelheim noch eine Stippvisite bei einem Weingut in Windesheim, dem Geburtsort meiner Mutter und bis vor 30 Jahren Haus- und Hofweinlieferant. Käffchen trinken, etwas Nostalgiesmalltalk, aber kein Zusatzgepäck in Flaschenform, sind halt passionierte Biertrinker. Nur schade daß deren Weinhefebrand -very limited edition- bereits vergriffen war.

Erste Erkenntnis: Einen Ort namens Pferdsfeld gibt es bereits seit gut 30 Jahren nicht mehr

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Ab zum Hotel, kurze Einweisung, prima Zimmer mit großem Balkon mit unverbaubarer Weitsicht, und direkt in den zwei Nachbarzimmern auf die anderen Aachener Teilnehmer gestoßen, Doris mit Harry jr. + Mechaniker. Purer Zufall, Ort und Zeit nicht vorher abgesprochen gewesen. Die waren bereits zurück von der Flugplatzstrecke und erzählten was für eine Gurkerei zum Finden selbiger vonnöten war, Navi da in der Pampa überfordert bis nutzlos. Ok, ich machte mich auf was gefasst, hatte aber immerhin vorher zwei Google-maps Ausdrucke mitgenommen. Navi im TR Bj.63 absolutes “no-go”! Dann eben selber mal suchen, jou, hab’ mich nicht verfahren obwohl ich mir auf den ca. 12km Landstraßen dritter Ordnung doch einige male ziemlich unsicher war wo ich denn nun in der Pampa sei. Irgendwann rechter Hand dann doch die ewig lange Flugplatzanlage gesichtet, supi! Einen Ort namens Pferdsfeld gibt es bereits seit gut 30 Jahren nicht mehr, Anfang 80iger komplett umgesiedelt, der Lärm der startenden BW-Phantoms ließ ein Leben dort unzumutbar werden. Dann eben ab in den Industriepark, u.a. mit dem größten Rheinland-pfälzischen Solarpark, da auch noch fünf Minuten gesucht und endlich die Einfahrt zum Triwo-AG Gelände gefunden.

Die meisten Teilnehmer waren bereits versammelt, freundliche Begrüßungen allerseits als wäre ich schon ein alter Hase in der Clique. Na denn, zwei Stunden den anderen mit ihren anspruchsvolleren Untersätzen bei den Vorbereitungen zugeschaut, freundlicherweise hatte die Betreiberfirma ihre komplette große Halle incl. aller nötigen Anschlüsse etc. zur freien Verfügung gestellt.

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Zurück zum Hotel, Hunger….nee, da kein Abendessen. Ab in den 2km entfernten Ort, ein Restaurant geschlossen, zweites in dem meine Bekannten dinieren wollten erst gar nicht gefunden, na denn in die einfache Wirtsstube an der Aral-Tankstelle, es war zwar erst 21.00 Uhr, dennoch mußte erstmal in der Küche nachgefragt werden ob es noch was Warmes für Zähne und Magen gäbe, ja, gabs. Nachher auf der Rechnung wunderte ich mich doch gehörig über den Bierpreis, 0,4er für nur 2,50 €, das hab’ ich schon ewig nicht mehr erleben dürfen.

Jetzt wird es aber Zeit für Action!

Kurze Nacht/Frühstück, um 8.00 ab zum Flugplatz, 8.30 war schließlich “Abnahme” selbige sich aber nur als pünktliche Anwesenheitspflicht entpuppte. Kurz darauf Fahrerbesprechung in der explizit darauf hingewiesen wurde daß diesmal -im Unterschied zu den meisten anderen Veranstaltungen- die langsameren Teilnehmer grundsätzlich ihre Ideallinie beibehalten durften, die schnellen mußten halt schauen wie und wann sie sicher vorbeikämen. Anschließend Streckenbesichtigung per drei Runden hinter Gerts Privatwagen hinterher zotteln. War halt nicht einfach Start- bzw. Rollbahnen mit simplen Querverbindungen rauf und runter zu düsen (Startbahn sage und schreibe 1,7km lang und 45m breit), sondern zusätzlich ein “heimeliges” Waldstück aus ehemaligen Zufahrts/Servicestraßen mit einigen anspruchsvollen Kurven. Zusätzliche Erschwerung, eine ca. 200m lange Tempo 60 Zone am Paddock, allerdings ohne Blitzpistole so daß jeder im Prinzip die 60 selber interpretieren konnt, Hauptsache unter 100 schätze ich mal. Einzig Gert und der Triwo-Chef standen zur Kontrolle an deren Ende, Verwarnungen gabs keine. Und dann, freies Herumdüsen die nächsten sechs Stunden, jeder wie er will und kann.

Natürlich gehörten TR4/ich mit zu den langsamsten Teilnehmern, eine ganze Reihe ungleich mächtigerer Boliden standen und fuhren mit, schon mal zwei McLaren M8 mit ca. 800 PS (je!), GT40, “antiker” Theodore F1 von 1983 (also H-Nummer) ex Johnny Cecotto sowie diverse 2l Sportprototypen Chevron, Lola u.ä..

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Insgesamt aber nur 17 Fahrzeuge, also einfach eine familiäre und unkomplizierte Veranstaltung. Wie immer unterteilt in zwei Wertungsgruppen, der TR -logo- in der zivileren Sportwagenklasse zusammen mit Porsche 356, 911, 944 und drei Lotus Super Seven bzw. Donkervoort, logo, die konnte ich in der Regel nur von weitem sehen. Wo mit fahren? Der einzige Mitstreiter ähnlichen Alters (Auto, nicht Fahrer) war halt Hendriks leicht aufgepäppelter mattschwarzer 356 C B.64, immerhin schon mit vier Scheibenbremsen….paßt! Als er zu seinen ersten schnellen Runden aufbrach hängte ich mich einfach direkt hinten an ihn dran und siehe da, absolut identische drei Runden hinter ihm her. Hier und da er mal 5m weiter vorn, ich wieder dran, und auch identische Geschwindigkeit auf der Startbahn, Platz da jede Menge, der Formel Eins zischte derart an uns vorbei daß wir uns wohl schon als Verkehrshindernis sehen mussten. Neugierdehalber Ende der Geraden mal auf den Tacho geguckt, erste Runde 180, danach jeweils 185 km/h. Na gut, dachte ich, ziehen wir mal ca. 10 ab dann wäre das die damals offizielle Spitze eines Serien-TR4, nicht erwähnenswert, aber nein, anscheinend geht der Tacho zumindest oben rum recht genau, der gleich schnelle Porsche-Pilot ließ sich seine identische Spitzengeschwindigkeit von einem anderen Teilnehmer, der mit GPS-Tacho mal neben ihm herfuhr genau bestätigen.

Ich hatte dabei auch noch meine dashcam am Scheibenoberrand montiert und vorher  aufgeladen -Zigarettenanzünder funktioniert nicht- und eingeschaltet. Das gibt ein Supervideo…dachte ich 😞. Zuhause dann festgestellt, null komma nichts aufgenommen, shit, warum die den Dienst verweigerte ist mir bis dato ein absolutes Rätsel.

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Und so gings bis Mittag weiter, jeder wie er wollte und/oder konnte, hier und da mußte doch ein wenig oder mehr geschraubt werden. Immerhin war die Veranstaltung auch in zwei regionalen Zeitungen vorher beschrieben worden, ergo kamen auch bei dem Kaiserwetter ca. 4.000 – 5.000 Zuschauer, einige auch mit ihrem Old- oder Youngtimer. In der Mittagspause wurde dann kurzfristig und vollkommen ungeplant eine Art Concours d´Elegance eingeschoben, incl. einem Extrapreis für den schönsten Wagen, Sieger ein wunderhübsches BMW 3.0 Coupé. Ich bin auch selber drei Runden oder so mit rumgedrömelt und zwar mit einem interessierten Zuschauer auf dem Beifahrersitz. Beim nachmittäglichen wieder Gasgeben habe ich endlich auch Sonja (unten links im BIld) -die unermüdliche liebenswerte Assistentin von Gert zwecks Zeitnahme- entdeckt, auf einem Campingstuhl unter der Einfahrt zu einem ehemaligen Flugzeugbetonbunker.

Wie mir nachher bekannt wurde hatte sie nur zwei Handstoppuhren die dann abwechselnd zur Rundenzeitmessung aller noch aktiven Teilnehmer benutzt wurden. War ja offiziell ein Gleichmäßigkeitslauf, aber jeder weiß, am limit -zumindest ohne interne Hilfsmittel- fährt es sich am “gleichmäßigsten”.

So, lange genug geschwafelt, komme ich zum Ende der Veranstaltung sprich Siegerehrung incl. Caterer-Bufett am frühen Abend. Zehn Teilnehmer in der Prototypenklasse, Sieger in selbiger Harry Read jr. (auch Aachen, details nachlesbar auf mit einer minimalen Bestrundenabweichung von nur 0,2sec., und in der Sportwagenklasse wurde ich von sieben Teilnehmern mit 1,07sec. Abweichung immerhin Zweiter, hätte ich nicht mit gerechnet. Sieger da ein Neuling, Waldemar Sendrowski mit seinen 944iger Porsche. Er erhielt auch den einzigen zu vergebenden Pokal, die Harry-Read-Trophy in Gedenken an den vor vier Monaten unerwartet im zarten Alter von siebzig verstorbenen langjährigen Veranstaltungsteilnehmer.

Kurz jetzt…Hotel, auf dem Balkon mit meinem ersten Maikäfer spielen (den hatte ich schon am Vorabend kennenlernen dürfen), halbwegs ausgeschlafen, Frühstück und an nach Hause Sonntag morgen. Schlußepisode -nein, keine speeding Knöllchen wie nach Zandvoort- das fast neue Autobahnstück Kerpen-Merzenich mit erst kürzlich eingeführtem Tempolimit 130 an das ich mich ausnahmsweise hielt. Da drömelte ein offener BMW Z4 auf der rechten Spur rum, vorbei. Hinter der Geschwindigkeitsbegrenzung zog er aber mit 160 wieder an mir vorbei was dann doch meinen Ehrgeiz erweckte, 1km Vollgas um zu testen ob ich die Pferdsfeld 185 nochmal schaffe, und siehe, Tacho 190, wow. Schätze mal der Z4-Fahrer wird in Ehrfurcht erstarrt gewesen sein, hätte natürlich mit Leichtigkeit nochmal kontern können,  machte er aber nicht. So, das reichte jetzt mal wieder mit Topspeed testen, die nächste Veranstaltung zwecks Erreichen selbiger wird dann beim historischen Flugplatzrennen Kassel-Calden letztes Augustwochenende sein. Bis dann halt nur entspanntes Cruisen angesagt.

 

Bilder: Jürgen Renardy und ProtoChampSeries