Da der Beginn der diesjährigen Formel 1 Saison noch offen ist, habe ich gemeinsam mit Lars Döhmann (freier Motorjournalist) einen kleinen Bericht zu den Anfängen der Formel 1 zusammengestellt 😄🏁. Eine extrem spannende Zeit mit viel Erfindungsgeist und sehr hoher Risikobereitschaft. Heute natürlich in dieser Form nicht mehr denkbar aber dennoch eine faszinierende Zeit!
Die Anfänge der Formel 1
Der Begriff Formel 1 taucht erstmals im Jahr 1946 auf. Die Vorschriften sind auf das spärliche vorhandene Fahrzeugmaterial abgestimmt: 4,5 Liter große Sauger und 1,5 Liter Kompressormotoren mit 700 kg Trockengewicht sind erlaubt. Alfa Romeos Alfetta setzt die Maßstäbe, bei Ferrari entsteht ein V-Zwölfzylindermotor. Talbot, Delage, Delahaye und Maserati mischen neben Cisitalia und weiteren mit.
1948 gewinnt der Alfa Romeo Alfetta Tipo 158 ein Rennen nach dem anderen.
Alfa Romeo ist unaufhaltsam mit seinem Alfa Romeo Alfetta Tipo 158 und Ferrari bringt seine erste Formel 1-Konstruktion an den Start: Der Ferrari Typ 125 debütiert beim Großen Preis von Italien. Auf dem Militärflugplatz von Silverstone entsteht eine schnelle, 4,7 Kilometer lange Rennstrecke und die im Krieg stark zerstörte Strecke von Monza wird nach Umbau wieder eröffnet.
1949 pausiert Alfa Romeo und dadurch ergeben sich neue Chancen für Ferrari und Maserati. Sie holen in diesem Jahr die meisten Siege. Der wunderschöne Cisitalia 360 mit Mittelmotor und Vierradantrieb entsteht in den Konstruktionsbüros von Porsche.
Die erste Formel 1-WM
Die erste Formel 1-Weltmeisterschaft wird schließlich im Jahr 1950 ausgetragen. Es gibt Große Preise in England, der Schweiz, Monaco, Belgien, Frankreich und Italien sowie Indianapolis/ USA. Der erstmals durchgeführte Lauf in Holland zählt nicht zur WM, der Große Preis von Deutschland, erstmals seit 1939 ausgetragen, wird mit Formel 2-Wagen gefahren. Alfa Romeo gewinnt mit der Alfetta sämtliche WM-Läufe. Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio sind die erfolgreichsten Piloten, Farina holt mit 30 Punkten den Titel!
In der Saison 1951 siegen die Alfa Romeo Tipo 159 ebenso bei drei Rennen wie die 4,5 Liter-Ferraris, doch Alfa-Fahrer Fangio gewinnt mit 31 Punkten 40jährig seinen ersten Titel und Alberto Ascari hat mit 25 Punkten das Nachsehen. Im Laufe des Jahres beschließt die FIA (Fédération Internationale de L’Automobile), die Regeln der Formel 2 für die Weltmeisterschaften 1952 und 1953 anzuwenden, weil die 1,5 Liter-Kompressorformel keine interessante Beteiligung verspricht. Mercedes-Benz sieht von einem Einstieg ab. Ferrari fährt dann 1952 überlegen zu den meisten Siegen, weil Gegner Alfa sich zurückgezogen hat, BRM weiterhin unzuverlässig ist und Maserati und Talbot mit überholten Konstruktionen nicht angreifen können.
Ascari und Ferrari eilen 1952 und 1953 von Erfolg zu Erfolg.
In beiden Jahren gehen die Titel an Ascari. Neben Maserati sind der kleine Hersteller HWM sowie Connaught und Cooper-Bristol aus England, Gordini aus Frankreich und AFM aus Deutschland die bedeutendsten Wettbewerber.
Fangio dominiert auch auf Mercedes
In den Jahren 1954 bis 1960 gilt die 2,5 Liter-Formel. Der designierte Mercedes-Pilot Fangio siegt 1954 zunächst auf einem italienischen Fahrzeug, bevor er im Juli auf den deutschen Mercedes W196 umsteigt und sich damit die Titel in den Jahren 1954 und 1955 sichert. Neben Maserati und Ferrari greift auch Lancia ins Geschehen ein. Die Erfolge von Mercedes haben eine Vorgeschichte: Die Marke startet 1951 mit dem Modell W 154 von 1939 bei zwei Rennen in Argentinien, um mit diesen Erfahrungen in die voraussichtlich kommende 1,5 Liter-Formel einzusteigen. Der Firmenvorstand beschließt am 15. Juni 1951, fünf Fahrgestelle des Typs W 165 von 1939 mit den entsprechenden M165-Motoren neu aufzulegen. Das Projekt endet jedoch schnell, nachdem die Internationale Sportkommission Ende des Jahres beschließt, die beiden nächsten Weltmeisterschaften mit Formel 2-Rennwagen austragen zu lassen.
So fahren Ferrari, Maserati, Cooper, Gordini, Connaught, Veritas und andere in den beiden Jahren um Siege.
Mercedes beschließt 1952 den Wiedereinstieg in die Formel 1
Den Wiedereinstieg beschließt die Mercedes-Firmenleitung erneut 1952 und bereitet sich 1953 auf die Einsätze vor. Ab 1954 gelten die neuen Motorregeln, in denen Formel 1-Fahrzeuge ohne Aufladung mit bis zu 2,5 Litern Hubraum starten dürfen. Die ersten beiden Saisonrennen in Argentinien und Belgien gehen noch ohne Mercedes-Benz über die Bühne. Zum Lauf in Reims am 4. Juli 1954 sind die Stuttgarter dann aber dabei. Als Fahrer hat das Team den Argentinier Juan Manuel Fangio sowie die beiden Deutschen Karl Kling und Hans Herrmann verpflichtet. Beim ersten Rennen gelingt Fangio und Kling auf Anhieb ein Doppelsieg, und der junge Hans Herrmann dreht die schnellste Rennrunde.
Es gibt den neuen Silberpfeil zunächst nur mit aerodynamisch günstiger Stromlinien-Karosserie. Bald entsteht auch die leichtere Variante mit freistehenden Rädern und Handlingvorteilen auf engeren Strecken. Fangio holt vier Siege. Mit mehr Leistung, kürzerem Radstand und weiteren Änderungen am Wagen wird auch die Saison 1955 überlegen abgeschlossen, und die Entwicklung der Serienfahrzeuge erhält wieder Vorrang. Der Mercedes W196 war mit freistehenden Räder oder Stromlinienkarosserie das dominante Fahrzeug in den Jahren 1954 und 1955 – ab dem ersten Einsatz.
Ende 1955 zieht sich Mercedes vor dem Hintergrund des schweren Unglücks mit zahlreichen Toten in Le Mans aus dem Motorsport zurück. Lancia beschließt nach dem Tod Ascaris, die Rennwagen an die Scuderia Ferrari zu verschenken. 1956 kann Fangio auf diesen Ferrari-Lancia-Fahrzeugen den nächsten WM-Titel einfahren – in einer Saison, die hier den letzten Auftritt von Bugatti und die englischen Vanwall mit Einspritzmotoren sieht.
Die Briten kommen
Beim Saisonauftakt 1957 im Januar in Argentinien treten nur die Marken Ferrari und Maserati an. In diesem Jahrmacht sich Fangio mit seinem fünften Titelgewinn zur Legende, doch diesmal ist er auf dem Maserati 250F unterwegs.
Cooper zeigt als Neuheit eine Mittelmotorkonstruktion, und die Vanwall werden immer schwerer zu schlagen. Mit vier Siegen auf Wagen von Cooper und Vanwall ist Stirling Moss 1958 der erfolgreichste Pilot. Der Titel geht mit einem Sieg und den meisten Punkten aber an den Ferrari-Fahrer Mike Hawthorn – mit nur einem Punkt Vorsprung. Lotus tritt erstmals an mit dem extrem leichten Modell 16-Climax.
Schon 1959 erweist sich der ebenfalls leichte Mittelmotor–Cooper als das Auto des Siegers, denn der Australier Jack Brabham wird damit Weltmeister. Sein Teamkollege Bruce McLaren holt seinen ersten Sieg. Härteste Rivalen der Cooper-Piloten sind die Ferrari-Fahrer. 1960 ist dann die Zeit der Frontmotorwagen endgültig abgelaufen. Ferrari und Aston Martin haben gegen den Cooper T 53 keine Chance. Jack Brabham holt damit seinen zweiten Titel. Aber auch Colin Chapmans genialer Lotus 18 unterstreicht die britische Überlegenheit. In der folgenden Formel 1-Saison mit 1,5 Liter-Reglement sind die Karten dann aber neu gemischt.
Zusammengefasst ergibt sich folgendes Bild
Überragender Fahrer der Dekade ist der Argentinier Juan Manuel Fangio mit fünf Titeln in den Jahren 1951, 54, 55, 56 und 57. Mit Guiseppe Farina siegte 1950 ein Italiener auf Alfa Romeo. 1952 und 53 war die italienische Kombination Alberto Ascari/ Ferrari erfolgreich. Mit Mike Hawthorn holte 1958 erstmals ein Brite den Titel – auf Ferrari. Der Australier Jack Brabham war 1959 und 1960 auf Cooper-Climax erfolgreich. Sieger bekamen acht Punkte, der Zweite sechs, der Dritte vier, der Vierte drei und der Fünfte zwei. Für die schnellste Rennrunde wurde ein weiterer Punkt vergeben. Dieses System galt bis einschließlich der Saison 1960. Nur bis 1957 bekamen zwei Fahrer, die sich am Steuer des gleichen Fahrzeugs ablösten, jeweils die halbe erreichte Punktzahl gutgeschrieben.
Ab der Saison 1958 durften sich Piloten nicht mehr ablösen, doch es gab den neuen Titel der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Vanwall aus Großbritannien erreichte den ersten Triumph. Die beiden weiteren Erfolge während der 2,5 Liter-Formel-Zeit gingen an die britische Marke Cooper. Das Modell T51 überzeugte in den Jahren 1959 und 1960 als zukunftsweisende und überlegen-leichte Mittelmotorkonstruktionen.
Gut, dass die hier erwähnten Rennfahrzeuge auch weiterhin bei der ein oder anderen Classic-Veranstaltung zu bewundern sind. Auch in den Werkseigenen Museen von Porsche, Mercedes Benz oder bei Sonderausstellungen rund um den historischen Motorsport – zum Beispiel im Prototyp Museum Hamburg oder auch in Maranello (ITA) im Ferrari Museum – kann man diese faszinierenden Automobile aus nächster Nähe betrachten.
Bildrechte: ©Porsche Museum, ©Mercedes-Benz, ©Ferrari S.P.A, Titelbild ©FCA
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