Vom 19. bis 21. August konnten wir am Flugplatz Obermehler-Schlotheim wieder eine kleine Zeitreise durch die Automobilgeschichte erleben. Das Rollfeld wurde professionell durch die Veranstalter J & K Automobiles Kulturgut GbR aus Kassel zur Rennstrecke umfunktioniert und wurde für drei Tage kurzerhand zur Classic Motor Sport Kulisse. 👍

Die Veranstaltung, die vormals viele Jahre am Flugplatz Kassel-Calden stattfand und nun zum zweiten Mal in Obermehler-Schlotheim die Herzen vieler Oldtimer-Fans begeisterte, ist eine Hommage an die berühmten Flugplatzrennen in Europa in den 1930er Jahren. Auch wenn heute der Fokus viel stärker auf Sicherheit liegt und es nicht mehr um Höchstgeschwindigkeiten geht, bleibt die Atmosphäre dennoch spannend und Rennstrecken-Feeling ist reichlich vorhanden.

Auch die Veranstalter, die dieses Jahr sehr viel zur weiteren Optimierung der Veranstaltung allgemein und im speziellen in Sachen Sicherheit und Streckenführung investiert haben, sind mit über 2.000 Besuchern sehr zufrieden mit dem Wochenende. So steht bereits der nächste Termin fest:

Merkt Euch das Wochenende vom 18. bis 20. August 2023 vor wenn ihr dabei sein wollt!

Nun aber hier ein Gastbeitrag und Erlebnisbericht von Henner, der dieses Jahr mit unserem Riley, Baujahr 1935 an der Veranstaltung teilgenommen hat. ♥️👍


Mittlerweile rückt Obermehler in das Langzeitgedächtnis. Und ja, das Classic-Motor-Weekend hat es sich verdient!

So habe ich am Donnerstag das Auto vorbereitet und aufgeladen, habe unseren Kleinbus campingmässig bestückt und mich mit den Gleichgesinnten und Freunden der gepflegten Rundstrecke am Flughafen Obermehler-Schlotheim verabredet. Man kennt sich ja seit vielen Jahren von diversen ähnlichen Veranstaltungen und freut sich auf das Wiedersehen.

Natürlich ist der ganze Aufwand nicht unerheblich und ja, es wird wohl wieder ein Wochenende sein in dem man in vielerlei Hinsicht seine Komfortzone verlassen muss. Ich komme darauf zurück.

Dieses Mal habe ich unseren Riley, Baujahr 1935 aufgeladen und mich in der Vintage-Klasse angemeldet.

Am Freitag früh geht es los und auf dem Weg nach Thüringen begleitet mich schon ein gewisses Kopfkino, nämlich die ganzen Formalitäten einer Veranstaltung wie Anmeldung, Lagerplatz, Fahrzeugabnahme etc.. Zwischendurch treffe ich auch schon die ersten Gleichgesinnten und um 12 Uhr kommen wir am Flugplatz an. Es folgt eine positive Überraschung nach der anderen. Anmeldung ohne Wartezeit, Einfahrt auf das Gelände stressfrei und es eröffnet sich ein großes Gelände auf dem wir problemlos ein schickes Plätzchen finden und unsere Gruppe mit 11 teilnehmend Fahrzeugen platzieren können. Selbst die Trailer etc. können dort abgestellt werden. Bei welcher Veranstaltung gibt es das schon? Nachdem unser persönliches Fahrerlager aufgebaut ist, das nächste Lob an den Veranstalter, nämlich die kurzweilige und reibungslos, zügige Fahrzeugabnahme. Nebenbei schon gleich der eine oder andere ironische Spruch untereinander und das Einatmen der besonderen Atmosphäre mit den Benzingesprächen und allen Nostalgien eines historischen Fahrerlagers – kurzum, ich bin zu Hause in einer früheren Welt.

Erste Runden und Testläufe bereits am Freitag.

Eigentlich hat man kaum Zeit für die vielen „Hallo“ und „Wie geht’s“ denn der Zeitplan der Organisation lässt schon den ersten Erkundungs- bzw Testlauf zu. Klasse. 👍

Also hinein in das Auto und Einrollen in den Vorstart. Auch hier ein vollkommen zwangloses Miteinander und kurzes Kennenlernen der Gruppe. Und los geht’s.

Die Einführungsrunde wird von einem Pacecar begleitet, Überholen verboten. Der Riley läuft problemlos und der Rundkurs ist geschmeidig. Der alte Wagen freut sich über eine durchweg glatte Oberfläche. Es ist viel verbessert worden. Breite Auslaufzonen ohne Bebauung und Hindernisse. Schikanen eingegrenzt durch Styroporblöcke die mit großen roten Pfeilen gekennzeichnet sind und eine gute Orientierung bieten, gleichzeitig aber auch immer wieder die Geschwindigkeit reduzieren. Wir haben ein gutes und sicheres Gefühl. Zwischendurch nochmal ein kurzer Wink an die Streckenposten die den Fahrverlauf mit überwachen. Nachdem wir das Pacecar verabschiedet haben, verlassen wir den „Standgasmodus“ und auch im Durchschalten aller Gänge zeigt sich ein harmonisches Miteinander der Teilnehmer auf der wirklich guten Strecke.

Nach 20 Minuten verlassen wir den Rundkurs und kehren in unser neues „Zuhause“ zurück.

Das Campinglager steht bereit und eingerahmt durch die alten „Racer“, Wohnmobile, Kleinbusse und überdacht von Markisen und Partyzelt entwickeln sich nicht enden wollende Gespräche, Diskussionen und Frotzeleien rund um unser gemeinsames Hobby……einfach nur heimelig.

Nach dem einen und andern Kaltgetränk der notwendige Gang zur Sanitärstation. Ups, reichlich saubere Toiletten für Männlein und Weiblein. Waschbecken und sogar ausreichend Duschen mit teilweise warmen Wasser…..Hollazack…Sterneverdächtig….topp. Lob, Lob, Lob an den Veranstalter!

Der Samstag beginnt um 7.00 Uhr mit einem „Guten Morgen Sonnenschein“ von Nana Mouskouri. 😅

Nach dem ersten zünftigen Abend und einer komfortlosen Nacht im Kleinbus erwartet uns ein sehr gut organisiertes Programm. Gegen 7 Uhr schallt es über die Platzlautsprecheranlage , der alte Nana Mouskouri Hit „Guten Morgen Sonnenschein“ ….also hinein in den Kombi und Dank eines Stromanschlusses (!) gibt es gleich noch einen Kaffee aus der Maschine.

Um 7.45 Uhr die Fahrerbesprechung, diesmal vor einer professionellen Kommentatorenbühne. Nochmals (wie auch schon auf der Homepage gelesen) ein kurzer Ausflug durch die Flaggenkunde und die Regeln auf der Strecke. Es kann also losgehen.

Die unterschiedlichen Gruppen starten im 20-Minuten-Rhythmus und werden immer begleitet von gut informierten Kommentatoren die den Zuschauern auf der Tribüne einen Einblick in die Welt der historischen Rennwagen, Motorräder bzw. Renngespanne geben.

Es ist eine Zeitreise durch das letzte Jahrhundert und das alte aber schicke „Material“ demonstriert eine Benzinatmosphäre die wohl jeden Zuschauer mitnimmt. Alle Autos und Motorräder führen wunderbar vor was in ihnen steckt. Es knattern und donnern Motoren, Drehzahlen schnellen hoch, Fehlzündungen unterbrechen das sonore Blubbern und der eine oder andere Auspuff qualmt. Alles bei schönsten Sonnenschein der aber am Nachmittag durch einen Regenschauer abgekühlt wird.

Ach ist das schön!

Eine schöne Strecke in der Kurven als Kurven wahrgenommen werden können.

Auch ich lasse dem Riley seinen Lauf und das Vorwahlgetriebe schaltet die Gänge seidenweich, aber geräuschvoll durch und wir „rasen“ gefühlt über die Strecke. Der Fahrtwind ergreift uns direkt ungebremst und der warme Asphalt strahlt bis zu meiner Nase. Kurven werden als Kurven wahrgenommen und ich werde nicht wie im modernen Auto wie mit einer Sänfte massiert sondern kräftig durchgeschüttelt. Wir überholen und werden überholt und genießen immerwährend die anderen Oldtimer in Aktion. So könnte es dauernd weiter gehen. Immerhin habe ich über den Tag drei Läufe und die Zeit rinnt an mir vorbei. Auch ich fühle mit meinem Riley denn Ein- bzw. Ausstieg sind nicht mehr so harmonisch anzusehen und die Wirbelsäule meldet sich ebenso. Aber wir wollen ja alles „Hautnah“ haben. Das Auto schwitzt wie der Fahrer, die Eingangs vorbereitete Hochglanz-Politur geht bei beiden mit fortschreitendem Wochenende in Patina über und eine Oase mit Badewanne schwirrt in einer Silhouette vorbei. Ich fülle ein wenig Öl nach und gönne mir eine „Currywurst mit Pommes-Schranke“ oder war es doch die Gyrospfanne. Der Fahr-Tag neigt sich dem Ende zu und schon erklingt von der Bühne Livemusik. Das obligatorische Pils in der Hand, genieße ich mit den anderen den Abend.

Am Sonntag folgen dann wehmütig die letzten Läufe und nachdem ich nochmals die „Schätzchen“ der anderen Fahrer rundherum bewundert habe, ist schon die Aufbruchstimmung zu spüren.

Resümee: Es muss nicht „der Ring“ , Hockenheim oder die „Solitude“ sein, es muss nicht an jeder Ecke ein „Flügeltürer“ oder Bugatti stehen, es geht auch einfacher mit dem selben Fahr- und Erlebnisspass.

Ein großes Kompliment an das Veranstaltungsteam und die Umsetzung des Konzepts.

Nichtsdestotrotz möchte ich dann doch einen Aufruf an alle „Vorkriegler“ machen, der Weg lohnt sich. Viel Fahrspass bei moderatem Preis!

Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!